Viele Dienstleistungsagenturen sehen sich naturgemäss als des Kunden Freund und Helfer. Die Präsentation beim Marketingleiter verläuft in entsprechendem Schema. Der Creative Director vermittelt mit einer gross ausgelegten Dog- & Pony-Show die Selbst- und Kreativkompetenz, um anschliessend seinem Gegenüber wohlwollend zu zeigen, dass man der ideale Kompagnon auf seinem gewünschten Weg zum Marketing-Olymp ist. Doch wie fest hat diese Einstellung mit dem heutigen Anspruch zu tun, die eine Agentur ihren Kunden gegenüber übernehmen soll?
Die Thematik hat mich zu einem zeitlich bedingten Seitenwechsel bewogen. Mich hat die Sicht der Agentur hinsichtlich Philosophie im Umgang mit Auftraggeber interessiert. Durch meine ehemaligen Tätigkeiten kenne ich diese Aspekte kundenseitig gut, bin jedoch immer wieder überrascht, wie zögerlich Dienstleister teilweise ihre Verantwortung übernehmen – oder sich eben davor scheuen, für diese einzustehen. Es fehlt meines Erachtens die Agenturagogik.
Das (Un-)wort verbindet die Verantwortungs- und Tätigkeitskomponente einer Agentur, so wie es in anderen Berufsfeldern, beispielsweise in der Pädagogik (Wissenschaft der Kindesführung) oder der Arbeitsagogik (lern- und entwicklungsorientiertes Führen unter Einsatz des Mediums Arbeit) auch tut. Als Agenturagogik verstehe ich entwicklungsorientiertes Führen des Kunden. Dabei übernimmt die Agentur eine wesentlich aktivere Rolle im Entwicklungsprozess bis zur Zielerreichung; mit allem Schönen und Mühsamen, das dazugehört.
Nach meiner einmonatigen «Stage» bei GLA United hat sich mein Eindruck bestätigt. GLA United hat sich diese Philosophie verinnerlicht. Sie sieht sich als Bergführerin, die ihre Kunden gezielt durch die unsicheren Pfade, steinigen Höhenwege und vernebelte (Kosten-) Steilhänge zum definierten Berggipfel oder Etappenziel führt. Sie kennt den Weg, weist ihn und übernimmt Verantwortung dafür.
Wer so in die Verantwortung gehen will, muss sich bewusst sein, dass diese Arbeitsweise im Vorfeld eine detaillierte Problem- oder Situationsanalyse verlangt. Nur so wird man vom Auftraggeber eine klar formulierte Zielvorgabe zu erhalten, um ihn effizient, transparent und sicher zu leiten. Es braucht Pflichtbewusstsein, Mut und die Konfrontationsbereitschaft, den Kunden (oder seine Zulieferer) auf allfällige Ausweichmanöver hinzuweisen. Will man Führer sein, ist dies Grundvoraussetzung. Sonst bleibt man besser Begleiter und Helfer.
Ich danke GLA United für die Möglichkeit, sie über eine längere Zeit begleiten zu dürfen. Der Seitenwechsel öffnet Augen für die kommende Herausforderung…